Donnerstag, 22. Juni 2023

Rezension: Annie Eisenhardt - Chicago Doctors: Herzstolpern

Geheime Liebe am Chicago Med

Ich bin ein bisschen baff. Arzt-Romances gehören eigentlich nicht in mein Beuteschema, aber ab und zu mal etwas neues ausprobieren hat bisher noch niemandem geschadet. Danke lieber dp-Verlag!

 

Allerdings gestehe ich, dass mir erstmal ein bisschen die Worte fehlen, nun, nachdem ich den Roman beendet habe.

Anna hat ihr Studium der Medizin beendet und ist nun Assistenzärztin der Chirurgie an einer der renommiertesten Kliniken der USA, dem Chicago Med. Mit dem ihr zugeteilten Mentor, Sebastian Holden versteht sie sich von Anfang an hervorragend. Wobei sie die Funken, die zwischen ihnen zu sprühen beginnen, zu ignorieren versucht. Schließlich hat sie einen Freund, Max, den sie glaubt zu lieben. Oder?
Doch wie sehr kann man einen Menschen lieben und vertrauen, der eindeutig Geheimnisse vor einem hat. 

Während Anna weiterhin an ihrer Karriere bastelt, spitzt sich die Lage zwischen ihr und ihrem Mentor immer weiter zu, bis sie sich schließlich küssen - und prompt erwischt werden.
denn danach ist alles anders. Anna WILL Karriere machen und ist auch bereit, ihrem Job alles andere unterzuordnen, aber irgendwie hat sie Max gegenüber ein schlechtes Gewissen und Sebastian beherrscht in freien Momenten ihre Gedanken.
Für wen wird Anna sich am Ende entscheiden? Max, Sebastian oder für ihren Job?

Die Story ist fachlich wahrscheinlich einwandfrei. Das kann ich nicht beurteilen, aber da die Autorin selbst Chirurgin ist, nehme ich das einmal stark an...
aber irgendwie werde ich mit den Protas nicht so richtig warm.
Ich bin jetzt auch nicht der übermäßig überschwängliche Typ und habe noch nie verliebt kopflos gehandelt, aber so völlig rational zu agieren empfinde ich als wahnsinnig anstrengend. Immer Angst haben zu müssen, erwischt zu werden, dass die Karriere innerhalb eines Wimpernschlags vorbei sein könnte.
Vielleicht ist das bei Ärzten so, oder aber vielleicht auch bei allen Karrieregeilen Menschen. ich weiss es nicht und kann es auch nicht nachvollziehen. 

 !!!Achtung, die Meinung in dieser Rezension umfasst die persönliche Meinung der Erstellerin (also mir) und steht in keinem Zusammenhang mit der Autorin oder des veröffentlichenden Verlages!!!

Ich hab lange drüber nachgedacht und beim Erstellen der Rezension noch einen Absatz über Sexismus und Mobbing Abhängiger eingebaut und dann wieder gelöscht, wieder eingebaut und wieder gelöscht und es dann erstmal gut sein lassen.
Zwischenzeitlich hatte ich allerdings ein tolles Gespräch mit der Autorin, die wirklich nett ist und so gar nicht genervt von meiner Fragerei (sorry nochmal liebe Annie 😂) und ich hab mich dann entschlossen, doch noch drauf einzugehen und meine Rezi anzupassen.

Im Buch geht dieses typische "Boomer"-Verhalten vom leitenden Oberarzt Dr. Batchmore aus. (Ich unterstelle an der Stelle, dass die Begriffe "Boomer" und "Karen" ein Begriff sind). Er unterstellt Anna, dass sie ja insgeheim keine Karriere machen will, weil sie ja in ein paar Jahren anfangen würde, eine Familie zu gründen und er deshalb männliche Assistenzärzte priorisiert, die die richtigen Prioritäten zu setzen wüssten.
Davon mal abgesehen, dass wir im 21. Jahrhundert leben und sich jeder seinen Lebensstil aussuchen kann, gibt es genug Frauen, die einen supportenden Mann an der Seite haben, so dass sie sich auf ihre Karrieren konzentrieren können. Und selbst wenn nicht. Hey, wir sind starke Frauen, wir schaffen alles, wenn wir nur stark genug dran glauben.
Genauso, wie es für manche Frauen völlig ok ist, sich voll Mann, Kindern und Haushalt zu widmen. Wichtig ist da immer, dass es für alle Beteiligten in Ordnung ist.
Aber es hat keiner anderer Mensch, schon gar kein Vorgesetzter für einen anderen zu entscheiden.
ich weiss, dass es in manchen Berufen eher an der Tagesordnung ist, als bei mir im Büro. Männliche Erzieher zum Beispiel müssen sich mit einem Haufen ungerechter Vorurteile erwehren. Weiblichen Mechanikern wird oft unterstellt, dass sie keine Ahnung von dem haben, was sie tun.
Was zur Hölle ist mit unserer Gesellschaft los, dass man anderen seine Meinung aufdrücken muss? Oder ich jemanden unterstelle, dass er einen Beruf nicht ausüben kann, aus Gründen, die völlig hirnrissig sind?
Und selbst wenn sich eine junge Ärztin wie Anna in ein paar Jahren entscheidet, sich doch um eine Familie zu bemühen, ist das so. Das hat jeder zur akzeptieren. Dann wird ihre Karriere unterbrochen und sie macht später an der Stelle weiter.

Bedauerlichweise ist die Welt nicht so rosig, wie ich sie gerne hätte und leider wird es weiterhin Sexismus und Mobbing geben, aber vielleicht wird sie ja doch Stück für Stück zu einem besseren Ort.

Das Cover ziert ein hübscher Mann mit Stethoskop, passend zur Story.

Nichts desto trotz ist es eine schöne MedicalRomance, die ich eher dem Trope SlowBurn zuordnen würde. 

4 von 5 Einhörner

 

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