Mittwoch, 13. November 2024

Saskia Louis: Ich will dies, das und Dich

Es ist eine Weile her, dass ich mir mal was anderes für meine Ohren gegönnt habe, als David Eddings, aber hin und wieder muss es einfach mal ein bisschen Abwechslung sein. Und da sich in der letzten Zeit auch einige Abo-Guthaben bei Audible.de angesammelt haben, habe ich mal eine kleine Shopping-Tour unternommen. Herausgekommen ist unter anderem: “Ich will dies, das und Dich” von Saskia Louis.

 

„Wer immer die Wahrheit sagt, kann sich ein schlechtes Gedächtnis leisten!”
Theodor Heuss 


Svea Nussbaum ist 31 und seit Jahren unglücklich in Leon verliebt.

Um ihre Familie und ihre Kollegen nicht vor den Kopf zu stoßen, hat sie allerdings die Angewohnheit, sich mit kleinen und größeren Notlügen das Leben leichter zu machen, was sie bedauerlicherweise immer wieder in absurde Situationen manövriert.
Als sie den Auftrag erhält, eine große Outdoor-Firma als Kunde zu gewinnen, wittert sie ihre große Chance, endlich voranzukommen. Doch dann passiert ihr ein Missgeschick: Sie verschickt versehentlich eine sehr private Liste mit guten Neujahrsvorsätzen an den CEO der Firma. 


William Grant ist erfolgreich, reich und im Gegensatz zu Svea immer ehrlich. Aus diesem Grund erhält Svea nicht nur den Auftrag, seine Firma zu vertreten, sondern auch seine sehr private Liste mit seinen guten Vorsätzen, zusammen mit dem Deal, sich gegenseitig bei der Erfüllung der einzelnen Punkte zu helfen. Ob das so eine gute Idee ist?


Ich mag die Art von Frau eigentlich, die Saskia Louis hier ins Spiel gebracht hat. Sehr sogar. Total chaotisch, leicht tollpatschig, aber wenn es drauf ankommt, ist sie sich nicht zu fein, jedem, der ihr quer kommt, ihre Meinung aufs Auge zu drücken. Was mich allerdings oft an diesem Damen-Bild stört, sind die Unsicherheiten und Komplexe, die damit einhergehen. In dem Fall ist Svea sich sicher, dass wenn sie so ist, wie sie wirklich ist, sie keiner mag, also lügt und schwindelt sie sich eine bessere Version von sich zurecht, bzw. das, was sie für eine bessere Version von sich hält.
Aber sind wir mal ehrlich: Was bringt das? Erstens muss ich mich immer daran erinnern, wem ich was erzählt habe, um dieses Lügengespinst aufrecht zu erhalten und zweitens, ist es wahnsinnig anstrengend, der Welt immer etwas vorzumachen. In der Öffentlichkeit immer eine Maske zu tragen und nie man selbst zu sein. 

Das Problem daran ist halt auch, dass es irgendwann rauskommt und dann die Leute oft richtig sauer sind, was sie nicht wären, wenn man von Anfang an die Wahrheit gesagt hätte.

Um mal ein Beispiel aus dem Buch aufzugreifen: Diese komischen Figuren, die die Mutter Svea und ihrer Schwester immer schenkt. Keiner mag sie und sie verrotten irgendwie auf dem Dachboden oder im Keller und haben wahrscheinlich einen Batzen Geld gekostet. Hätte man der Mutter von Anfang an gesagt, dass sie scheußlich sind, hätte man sich die Zeit für die Suche und das Geld sparen können und vielleicht sogar ein richtig tolles Geschenk organisieren können. Keiner wäre verletzt worden, von der wahrscheinlich ganz kurzen Enttäuschung der Mutter mal abgesehen. An sowas wachsen wir. Es stärkt die Bindung, sowas über einen anderen Menschen zu wissen. Aber was passiert, wenn wir jahrelang vortäuschen, wir mögen etwas, was wir eigentlich abgrundtief verabscheuen. Wenn die Wahrheit dann herauskommt, hat das Gegenüber das Gefühl, die ganze Beziehung ist auf einer Lüge aufgebaut und wir kennen den Menschen uns gegenüber gar nicht. Das ist eine riesige Enttäuschung und im Zweifel wende ich mich von dem Menschen ab, weil ich mir sicher bin, die Person hat mir nicht genug vertraut, um mir sein wahres Ich zu zeigen. Das verletzt zutiefst.


Hier im Roman hat Svea zum Glück noch einmal die Kurve bekommen und hat, nach einigem Gefühlschaos, dafür ein wunderbares Happy-End als Belohnung erhalten. 


5 von 5 Einhörner

 

 

Rezension veröffentlicht auf:

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