Freitag, 25. August 2023

Rezension: Rebecca Lehners - Die kleine Pension Küstentraum

Auch wieder ein Rezensionsexemplar vom DP-Verlag. Vielen lieben Dank.



Kann man einem Betrüger verzeihen? 

Ich hab hier tatsächlich lange nachgedacht, was ich mache und wie ich vorgehe. Auf der einen Seite mag ich die Geschichte sehr, auf der anderen Seite fehlt mir etwas bedeutendes.

Doch später dazu mehr, jetzt erstmal zum Plot:
J
ulias lebt ihren Traum. Sie lebt mit dem Vater ihres Kindes zusammen an der Ostsee und führt eine kleine Pension, von der sie schon immer geträumt hat. Doch leider kommt es, wie es oft kommt: Der Traum platzt und Clemens verlässt sie für eine jüngere und Julia versinkt im Herzschmerz.
Um sie ein wenig aufzuheitern, schleppen ihre Freunde sie in eine Bar, dort trifft sie auf Anwalt Sebastian, der ihr gleich gefällt und mit dem sie eine atemberaubende Nacht verbringt. Doch wie von ihr verlangt, tauschen sie außer ihren Vornamen nichts weiter aus und so findet Sebastian am nächsten Morgen nur noch ein leere Betthälfte vor. 

Julia geht ihm allerdings nicht mehr aus dem Kopf und auch sie ärgert sich, dass sie diese dämlichen Regeln aufgestellt hat. Die beiden treffen allerdings recht schnell wieder aufeinander: Auf gegnerischen Seiten, denn Sebastian ist Clemens Anwalt, der Julia auf Auszahlung der Hälfte des Kaufpreises verklagt.
Wird Julia also neben ihrem zweifach gebrochenen Herzens nun auch noch ihr Haus und ihre heißgeliebte Pension verlieren?

Die Geschichte ist von Rebecca Lehners zauberhaft umgesetzt. Die Protagonisten agieren nachvollziehbar und sind mir emotional sehr nahe. Allerdings fehlt mir bei all dem Drama ein bisschen das Karma. 
Ja, ich weiß, das Leben ist oft doof und auch voll ungerecht, aber warum zur Hölle geht Clemens am Ende als Sieger aus der Sache hervor? Warum schlägt das Karma nicht zu? In welcher Form auch immer? Seine neue Ische verlässt ihn für einen jüngeren und er rennt reumütig zu Julia zurück, die ihm ins Gesicht lacht. Oder er demontiert sich selbst und haut in der letzten Entscheidung vor der gegnerischen Anwältin aus Versehen raus, dass er gar nicht soviel Geld reingesteckt hat, oder was weiß ich was. Ideen gäbe es da sicherlich viele.

Aber das Ende, so wie es ist, gefällt mir nicht. Es ist unbefriedigend. Klar, es ist ein Happy-End, aber Julia ist trotzdem die Leidtragende. Zumindest irgendwie.
Bücher sind für mich ein Ort zum Träumen, von einem Happy-End, wenn es einem selbst im Leben gerade mies geht, von Rache, wenn man selbst wütend ist und nichts tun kann.
Realismus erwarte ich nur bis zu einem bestimmten Punkt bei einem Liebesroman. Wir lesen um zu träumen. Hier kann ich nicht träumen.
Dementsprechen hab ich lange über Bewertung nachgedacht. Die Grundidee gefällt mir, die Protagonisten agieren empatisch und nachvollziehbar. Auch der Schreibstil ist sehr angenehm. Aber es fehlt für mich halt was das entscheidende Etwas.  

Ich hab mich am Ende für

4 von 5 Einhörner 

entschieden und setze hohe Erwartungen an den Nachfolgerband!

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